Tuesday, January 31, 2006

Bildung

Ein Ausschnitt aus dem Niedersächsischen Schulgesetz:

Die Schülerinnen und Schüler sollen fähig werden,

* die Grundrechte für sich und jeden anderen wirksam werden zu lassen, die sich daraus ergebende staatsbürgerliche Verantwortung zu verstehen und zur demokratischen Gestaltung der Gesellschaft beizutragen,
* nach ethischen Grundsätzen zu handeln sowie religiöse und kulturelle Werte zu erkennen und zu achten,
* ihre Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Toleranz sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter zu gestalten,
* den Gedanken der Völkerverständigung, insbesondere die Idee einer gemeinsamen Zukunft der europäischen Völker, zu erfassen und zu unterstützen und mit Menschen anderer Nationen und Kulturkreise zusammenzuleben,
* ökonomische und ökologische Zusammenhänge zu erfassen,
* für die Erhaltung der Umwelt Verantwortung zu tragen und gesundheitsbewusst zu leben,
* Konflikte vernunftgemäß zu lösen, aber auch Konflikte zu ertragen,
* sich umfassend zu informieren und die Informationen kritisch zu nutzen,
* ihre Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten sowie ihre Ausdrucksmöglichkeiten unter Einschluss der bedeutsamen jeweiligen regionalen Ausformung des Niederdeutschen oder des Friesischen zu entfalten,
* sich im Berufsleben zu behaupten und das soziale Leben verantwortlich mitzugestalten.

War das nicht vor einigen Hundert Jahren auch mal ein Teil der Idee von dem, was Bildung sein sollte? Dieser Anteil jenseits von "human resource" wird kategorisch aus der Debatte ausgeblendet, um weiterhin die Lösung aller Probleme dem Fortschrittsmythos in die Hände zu legen. Ein gewisser Wohlstand und somit Aus-bildung ist zwar notwendige, nicht jedoch hinreichende Bedingung dafür, dass Menschen nicht bloß zu Arbeitskräften, sondern vielleicht sogar zu mündigen Bürgern mit politischem Interesse werden können. Mir stellt sich die Frage, wie stark dieses Interesse von Unternehmensberatungen verfolgt wird und werden kann, welche sich an den Umbau unseres Schulsystems machen. Brauchen wir noch mehr Wettbewerb, Konkurrenz und somit Angst keinen Job bekommen zu können in den Schulen? Mir scheint es nicht so, als ob es daran in der schulischen Ist-Realität mangeln würde. Das Problem der Verwahrlosung ganzer Schulen und die geringen Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz untergraben das "Versprechen", welches unser Schulsystem dem einzelnen Schüler macht systematisch und es wird nicht durch eine effizientere Nutzung der Bildungsressourcen allein gelöst werden können.
Vermutlich wird der geneigte Leser mir jetzt Sozialromantik vorwerfen wollen; doch lese ich limmernoch lieber Kant und Herder als nur den Jahresabschlussbericht von Bertelsmann und McKinsey...

Sunday, January 22, 2006

Drogen illegal zu benutzen macht doch mehr spass